Vor die Hunde geht die EM 2012 nicht – Zensuren bei Facebook

Vor kurzem stolperte ich auf Facebook, wo sonst, über Bilder von Hundetötungen in der Ukraine und stolperte kurz darauf über die Gruppe STOP KILLING DOGS – EURO 2012 IN UKRAINE, der ich auch beigetreten bin. Der Hintergrund sind Säuberungsaktionen im Austragungsland, bei denen die ungeliebten Straßenhunde massenweise getötet werden und in mobilen Krematorien teilweise noch bei lebendigem Leibe verbrannt werden. Boykotiert wird, daß die Regierung ein Kopfgeld auf Hunde ausgesetzt hat, um rasch Abhilfe zu schaffen und die Spielstätten als sauberen, kultivierten und westlichen Standards entsprechenden Hintergrund präsentieren zu können.
Unzählige Protestschreiben gingen an Botschafter, Politik und Fußballorganisiationen wie der Fifa. Die Reaktionen darauf waren so schwammig wie vorhersehbar. Alle distanzieren sich natürlich von dem Tiermord, verurteilen es und versprechen, ihr möglichstes zu tun und das nächste Mal viel früher zu reagieren. Passieren tut vorerst einmal gar nichts. Vermutlich aus dem Grund, weil der Job noch nicht fertig ist, noch immer zuviele Straßenhunde unterwegs sind und noch nicht die EM Standards erreicht sind. Und  das nächste Mal wird, pessimistisch/realistisch gesehen, die gleiche Vorgehensweise stattfinden wie bisher, die Akteure werden andere sein und ebenso verurteilen und beteuern, daß sie ihr möglichstes… eh schon wissen.

Nun hat mein ego ohne alter gestern das Bild hierlinks in der Gruppe gepostet, welches für unglaubliches Feedback gesorgt hat. Dabei habe ich lediglich ein bestehendes und vielfach gepostetes Bild genommen und die Logos der Sponsoren eingefügt, die die kommende EM unterstützen. Wobei das Bild nichtmal aus der Ukraine stammt, sondern aus Mexico.
Das Bild sagt: „Boykott the Sponsors of this killing“ und den Aufruf: Warum nicht die Sponsoren mit ins Boot holen. In nichtmal 24 Stunden wurde es 86 Mal „geliked“, 140 Mal geteilt und hat 65 Kommentare bekommen. Diese waren sehr unterschiedlich, von entsetzt bis hin zu Schuldigkeiten der Haustierbesitzer.

Nun möchte ich meine Gedanken nochmal sortieren, warum ich die Sponsoren auf die Anklagebank stelle und nicht Regierung und Fifa und warum ich die größte Chance auf eine Beendigung der Abschlachtungen auf diesem Wege sehe…..

 

Kurzer Break.

Während ich obigen Zeilen schrieb und ein wenig Zeit verstrich, war plötzlich das Bild von Facebook verschwunden. Die Stop Killing Dogs Gruppe wurde ermahnt, die User nicht zu Spampostings anzuregen und man verwies auf die CommunitiyRegeln. Gleichzeitig löschte man alle alten Postings mit Sack und Pack und Kommentare und allen Shares und Likes. Facebook kann unglaublich gründlich sein, wenn es will und nur dann.
Ich gestehe, ich habe jetzt eine Nacht verstreichen lassen um mir ein klareres Bild des Sachverhaltes zu machen. Vermutlich ging es gar nicht um „mein“ Bild, in der Gruppe wurde ja schon länger über die Rolle der Sponsoren diskutiert. Andererseits hat die Gruppe, in der mein Bild gelandet ist mehr als 73tausend User gehabt.
Auf Vienna Online gibt es ebenso bereits einen Artikel, der sich mit dem Sachverhalt auseinandersetzt und die Frage aufwirft, ob die Sponsoren der EM tatsächlich ihren Einfluß genutzt hat, um den unliebsamen Content verschwinden zu lassen. Tatsache ist, daß viele der Tierschutzaktivisten auf den jeweiligen Facebookseiten der Sponsoren direkt ihre Kritik haben lautwerden lassen. Die Reaktion war überall die selbe, alle Postings werden im Minutentakt gelöscht. Es kommen lapidare Antworten wie diese:

„Vielen Dank für Ihre E-Mail mit dem Hinweis auf die Tötung der Straßenhunde in der Ukraine.

Coca-Cola setzt sich für den Tierschutz und eine rechtmäßige Behandlung von Tieren ein. Wir können Ihre Empörung nachvollziehen, denn Coca-Cola ist selbstverständlich gegen jegliche Form der Tierquälerei…. Coca-Cola ist bereits seit 1988 offizieller Partner der UEFA. Ziel unseres Sponsorings ist es, den Fußball zu fördern, ihn für die Zuschauer noch attraktiver zu machen und dabei Millionen von Menschen zu vereinen. ….“

Den Fußball fördern… mhm, sicherlich nicht um Millionen von Menschen mit Werbung und Imagebildung zu erreichen. Selbstverständlich sind sie  gegen die Tötungen, aber Handlungsbedarf sieht man scheinbar auch nicht.
An dieser Stelle möchte ich zurückführen zu meiner eigentlichen Intention, diesen Artikel zu verfassen. Die Rolle der Sponsoren ist für mich bei diesem Thema ganz zentral. Es soll eine Werbebotschaft vermittelt werden.
Das Image „Wir sind die Guten, Gewinner, sportlich und erfolgreich, die Besten der Besten und wir stehen hinter der gesamten Fangemeinde des Fußballs.“ In das Image paßt die EM bestens hinein, sie hat Abermillionen Zuseher und einen unglaublich gewaltigen Image Faktor. Nun passen aber traurige Bilder der Armut, des Elends nicht in dieses Bild. Herumstreunende Hunde will niemand sehen, sie passen nicht in dieses Bild und müssen einfach weg. Die Ukrainische Regierung hat zu wenig Geld und auch gar kein Interesse, diese Hunde auf … nun, auf artgerechte Weise zu entsorgen. Schnell und vor allem billig muss es sein.
Meiner Meinung nach ist der einzige effektive Weg, diesen grausamen Morden ein Ende zu setzen, die Sponsoren miteinzubeziehen und ihnen klar machen, daß es um Ihr Image geht. Solange die Werbebotschaft ankommt, ist es den großen Multis völlig egal, wie. Wenn man jedoch klar macht, daß Engagement in einer so großen Sache auch ethische und soziale Verantwortung mitbringt und daß ein Image auch dadurch ziemlich zerstört werden kann, dann steht ein millionenschweres Sponsoring in Gefahr, dann könnten, wenn sie wollten, die Sponsoren einen derartigen Druck machen, daß sofort reagiert werden müßte.
Das Töten der Hunde würde sofort aufhören.
Natürlich kann ich den Menschen beschuldigen, der aktiv, eigenhändig die Hunde vergiftet. Vermutlich tendenziell sehr arme Menschen, die das Kopfgeld dringend brauchen und vieles dafür tun würden. Ich kann die Ukrainische Regierung beschuldigen, die die Spiele unbedingt im Land haben wollen, alles reibungslos über die Bühne gehen lassen wollen und um das Image eines Landes kämpfen. Die Fifa, die aber auch angewiesen ist auf die Gelder der Sponsoren.
Es ist eine Kette, in der ganz große Firmen Geld spendieren, dahinter eine ganze Schlange an Menschen und Institutionen, die brav die Hand aufhalten und darauf angewiesen sind, daß jene Gelder fließen. Klar trägt jeder Verantwortung, aber genau das vermisse ich von den Konzernen. Wenn Cola schreibt, daß sie selbstverständlich gegen Tiertötungen sind, ist das ein bißchen wie ein Dreijähriger, der „eh nicht schlimm sein wollte“, es aber trotzdem war. Verantwortung übernehmen, Verantwortung tragen.
Ich würde gerne alle Kommentare auf Facebook hier kopieren, leider sind sie weg, es waren sehr interessante Meinungen und Dialoge. Wenn Facebook die Fanpage wirklich aufgrund wirtschaftlichen Drucks zensiert hat, wäre das mehr als bedenklich. Den Datenmißbrauchsruf hat das soziale Netzwerk ohnehin schon als Negativimage. Als handlanger der Multis und Werbeplattform wirds langsam uninteressant.  Wir, als User, werden immer mehr selbst zur Ware. Aber das ist einen eigenen Artikel wert.
Stoppt den Wahnsinn, das Töten und watch out, wir können nicht viel ausrichten, aber wir können uns viele, viele Gendanken über unsere Macht als  Menschen mit Stimme und als Konsumenten machen.

Wichtige Infos über weitere Protestaktionen weiterhin auf:
www.em-2012-ohne-tiermassaker.de
www.tierarztblog.com
https://twitter.com/StopKillingDog
https://plus.google.com/u/0/117331015863859298323

 

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert