23. November 2024

Stäbchen für „die Fisch“

Bei Fischstäbchen hatte ich das Gefühl eine wirklich gute Mutter zu sein und zudem noch praktisch orientiert. Sobald die goldenen Stäbchen aus dem Rohr und auf den Tellern meiner Kinder wanderten, stellte sich das Gefühl für gesunde Ernährung  (Fisch, also viel Jod, Vitamin D und Omega-3- Fettsäuren) und für gutes Zeitmanagement  (dauert 20minuten, fettarm im Rohr gebacken) gesorgt zu haben.  Meine Jungs waren super happy… Bei knusprigen Stäbchen und eine Menge Ketchup waren keine anstrengende „ich-esse-die-Erbsen-sicher-nicht!“-Diskussionen beim Abendessen zu erwarten. Im Gegenteil. Freudengeheul und kreatives „wir-machen-lustige-Tellergesichter-mit-den-Fischstäbchen “-Spiele waren am Programm . Ein angenehm ruhiges Abendessen war die Folge. Das Ganze einfach nur Balsam für meine multitasking Seele.

Als Erstes  mal muss mit einem Vorurteil sofort aufgeräumt werden: nein! Fischstäbchen sind nicht gesundheitschädlich.  Sie bringen kein Kind um. Nicht sorfort. Im Laufe der Jahre haben so manche Fischstäbchen Hersteller gelernt, sowohl auf die Zubereitung und Konsistenz zu achten, sowie auf die Vermarktung der Ökologisch so wertvollen Schritte die die jeweiligen Marken bezüglich Herkunft bzw Fang setzen.  Bei mir hat das funktioniert. So wie die Werbekampagne von McDonalds, in den Burgern sei nur das beste AMA Gütesiegel Biofleisch drinnen.  Cool, da kann ich ja beruhigt Burger essen.

Oder nicht? Was geschieht mit dem Biofleisch (man beachte, dass ich dies nicht in Frage stelle) bis es in einem Burger in meinen Händen landet und…. ist dieses Fleisch noch gehaltvoll oder einfach nur  inhaltstod. Und die vielen Salzen, Aromen? Gesund?

Wie wertvoll sind also meine Fischstäbchen? Bin ich eine Ökologische Wahnsinnige, wenn ich diese bei uns Zuhause gern gesehenen FastFood Stäbchen kaufe? Ist Kaptain Iglo, ein Guru der Fischstäbchenzucht und Marketingblase? Oder sind diese lieben Kleinen wirklich eine praktische und gesunde Form den Kindern Fisch zu zuführen?

Tatsache ist, dass weder Fischabfälle noch minderwertiger Fisch in den Stäbchen sind. Das ist richtig. Auch keine Greten oder Larven oder Fischgemisch, wie lange Zeit bemängelt.  Laut Stiftung Warentest “(…) Kaum gefangen werden die Fische noch auf dem Schiff filetiert und bei minus 40 Grad Celsius schockgefrostet. So bleibt der Fisch frisch. An Land zerteilen ihn Sägen in rechteckige, etwa 20 Gramm leichte Stäbchen. Diese wandern zuerst in eine feuchte Panade, danach werden sie mit Semmelbröseln bestreut und für einige Sekunden in pflanzlichem Öl vorgebraten. So entsteht eine knusprige Hülle, ohne dass das Fischfilet im Kern auftaut (…)“

Feuchte Panade? Semmelbrösel?  Das möchte ich genau wissen. Klingt alles gesund, ist es aber nicht. Egal welche Marke oder Zertifizierung seine Verpackung ziert.
Wofür stehen denn Wörter wie „Tauchlösung“, „Panade“ oder „Semmelbrösel“? Die traurige Wahrheit sieht es wie folgt aus:

Eine typische Tauchlösung für Fisch enthält Natriumpolyphosphat (E 452), Salz, vorgelatinierte Stärke, Sojaeiweiß, Guargummi (E 412) sowie einen Emulgator. Ein Predust besteht beispielsweise aus Weizenmehl, Salz und Guargummi.

Die Panade wiederum enthält Weizenmehl, hochamylosehaltige Stärke zur Filmbildung, modifizierte Stärke zur Verbesserung der Knusprigkeit, Xanthan als Viskositätsregulator, Natriumcaseinat zum Erhalt der Knusprigkeit beim Warmhalten, Kochsalz sowie etwas Traubenzucker für die Bräunung. Die Semmelbrösel werden nicht aus alten Semmerln hergestellt, sondern extra für diesen Zweck aus Weizenmehl, Spezialstärke, Gluten, Salz, Zucker, Trockenhefe gefertigt, zuzüglich der obligatorischen Backmittel.

Bei Bedarf sorgt ein Farbstoff der Kategorie „goldbraun“ für Mikrowelleneignung. Der Geschmack lässt sich entweder durch Reaktionsaromen oder durch Zugabe geeigneter Enzymsysteme (Proteasen, Amylasen) verbessern. Mahlzeit.

Nach dieser Hexenkesselrezeptur ist die Zubereitung,  ob in der Pfanne oder im Ofen mir persönlich ziemlich egal. Mit diesem Thema werben allerdings die meisten Hersteller für Ihre „oh so fettarmen und gesunden Fischeckerln“ – Fünf Stäbchen in einer Pfanne mit Öl angebraten bringen im Schnitt 17,2 Gramm Fett auf den Teller. Das sind fast 80 Prozent der Fettmenge, die Kinder bei einer Hauptmahlzeit höchstens essen sollten. Muss werbewirksam geändert werden. Seit die Stäbchen bereits bei der Produktion leicht angebraten werden ist die Zubereitung Zuhause im Backofen kein Problem mehr und somit auch wesentlich schneller und sauberer. Damit lässt sich gut Marketing betreiben.

Interessant auch, wie sich so die Produktion der Fischstäbchen auf den Weltweiten Fischbestand auswirkt. Bezüglich nachhaltiger Fischfang sollte auf das blaue MSC-Siegel auf der Verpackung geachtet werden, wurde ich mehrmals informiert.

 

Mit der Abkürzung des Marine Stewardship Council, MSC Siegel dürfen nur Hersteller ihre Produkte schmücken, die bestimmte Umweltprinzipien erfüllen und dadurch Fischbestände nachhaltig sichern. Soweit so gut, würde nicht mit diesen Zertifizierungen gehandelt werden. MSC zertifiziert nämlich nicht einzelne Boote, sondern die Fischerei auf eine bestimmte Art in einem bestimmten Gebiet, sofern alle Fischereien, Umweltorganisationen, Behörden mittun und zusätzlich finanziert sich die Organisation hauptsächlich durch Lizenzgebühren.  Da bleibt viel Spielraum für Ungenauigkeiten und Handel mit der wertvollen Verpackungszierde im Tiefkühlnahrungsmarkt. An sich wäre diese Organisation ein Anfang in die richtige Richtung, aber leider kommerzialisiert und mittlerweile so verdorben wie ihre angepriesene  Ware.

Da ist noch so ein Punkt der mir wie  Blunzengröstel im Magen liegt. Meistens wird für die Fischstäbchen der Alaska Seelachs für verwendet. Im Gegensatz zu den meisten anderen Fischsorten, soll dieser noch nicht so stark überfischt sein. Also gibt es noch ein paar von Ihnen in der freien Natur. Im Meer. In welchem Meer genau schwimmen die paar Alaska Seelachse noch? Weiß das jemand? Niemand spricht davon. Das größte Fanggebiet für den Alaska Seelachs ist der Nord- und Nordwestpazifik. Nach dem Erdbeben in Japan zogen radioaktive Wolken hauptsächlich über Japan selbst und über den Pazifik. Der Nordwestpazifik grenzt an Japan. Kontaminiertes Wasser aus den Reaktorruinen wurde von der Betreiberfirma Tepco ins Meer gepumpt. Daher könnten Fische, Algen oder Meeresfrüchte belastet sein. Na, Bam Oida. Für mich sind die Fischstäbchen ein NoGo, in keiner Weise vertretbar. Ernährungstechnisch und Ökologisch für „die Fisch“.

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